Das biologische Vielfalt und Ernährung ganz unmittelbar zusammenhängen, das zeigt ein Projekt, das die LZU gemeinsam mit dem LandFrauenverband Pfalz im Sommer 2018 erstmals umgesetzt hat: Ein Weiterbildungsangebot zum Schutz von Wildkräutern in privaten Gärten und im öffentlichen Raum.
In unseren Gärten und Grünanlagen werden Wildkräuter wie Brennnesseln oft als ‚Unkräuter‘ bekämpft. Ein Garten mit Wildkräutern wie etwa Löwenzahn, Brennnessel und Gänseblümchen lockt jedoch Schmetterlinge, Bienen und Vögel an, liefert Zutaten für Küche und Gesundheit und sieht bunt aus. Mit dem Weiterbildungsangebot wollen wir Wildkräuter wieder in unsere Gärten und Küchen holen und gleichzeitig erreichen, dass es auch im öffentlichen Raum wieder mehr Flächen gibt, wo sich Wildkräuter vermehren dürfen.
Warum ist das wichtig?
Wildkräuter bilden die Lebensgrundlage für Bienen und Insekten. Verschwinden sie, dann verschwindet auch die Grundlage unseres eigenen Lebens und Wirtschaftens. Rund 80 Prozent der blühenden Kulturpflanzen sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen. Gleichzeitig verlieren wir mit den Wildkräutern auch Wissen über ihren Nutzen für unsere Ernährung und Gesundheit.
Mit dem LandFrauenverband Pfalz und mit Unterstützung der „Aktion Grün“ wurde das Weiterbildungsangebot „Wildkräuter“ entwickelt und 2018/19 modellhaft umgesetzt. An 220 Kursabenden erfuhren Teilnehmer*innen vom Nutzen der Wildkräuter, probierten Rezepte aus und lernen Wildkräuter“ecken“ anzulegen. Und dieses Kursangebot traf auf großes Interesse. Während der Projektlaufzeit konnten weit über 4000 Teilnehmende mit der Weiterbildung erreicht werden. Das Projekt wurde vom LandFrauenverband Rheinland-Nassau 2021 aufgegriffen. Trotz Pandemie konnten 2022 neben Online-Angeboten 136 Veranstaltungen vor Ort durchgeführt werden. Neben den bewährten Teilen Infos und Kochen mit den Kräuterpädagog*innen, wurde zusätzlich ein praktischer Schulungsteil zum Bepflanzen von Wildkräuterecken im Garten oder Trögen für Balkon und Terrasse eingeführt.
Das Bildungsangebot sprach aber nicht nur die breite Zielgruppe der Menschen im ländlichen Raum an. Im Rahmen des Projekts fand sowohl im LandFrauenverband Pfalz wie im Verband Rheinland-Nassau ein Kongress statt, der sich an die Kommunen, an Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der Region wendete. Die politischen Entscheidungsträger*innen sollen ebenfalls motiviert werden, den Wildkräutern in ihrem Zuständigkeitsbereich Raum zu geben, zum Beispiel durch Wildkräuterpflanzungen in öffentlichen Grünanlagen.
Kontakt
Stefanie Lotz
Stellv. Leiterin der LZU
Tel: +49 (0) 6131 16 5962
lotz(at)umdenken.de
Ines Unger
Geschäftsführerin LandFrauenverband Rheinland-Nassau
Tel.: +49 (0) 261/9885-1111
unger(at)bwv-net.de
Sarah A. Ludy
Hauptgeschäftsführerin LandFrauenverband Pfalz
Tel.: +49 631 357900-30
ludy(at)landfrauen-pfalz.de
Broschüre zum Download
Wildkräuterkongress – Vielfalt erhalten auf öffentlichen Flächen und in privaten Gärten
Mit dem Kongress richtet sich die LZU gemeinsam mit dem LandFrauenverband Rheinland-Nassau an kommunale Entscheidungsträger und Führungskräfte mit Interesse für Nachhaltigkeit.
Ort: Koblenz und Online
Zeit: Dienstag, den 11.10.2022 / 10:00 – 14:00 Uhr
Der Online-Kongress begann mit dem Grußwort der Staatsministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität des Landes Rheinland-Pfalz Katrin Eder. Etwa 40 interessierte Teilnehmer/innen galt es zu begrüßen.
Dr. Brigitta Goldschmidt, Dipl.-Geoökologin, Schulgarten und BNE, führte kurzweilig und mit viel Expertise durch das Programm und sprach von einem emotionalen Bildungsauftrag, den es zu erfüllen gilt. Heike Boomgaarden, Dipl.-Gartenbauingenieurin (FH) und Gartenexpertin beim SWR knüpfte daran an, getreu dem Motto: Man schützt nur das was man liebt, man liebt nur das was man kennt! Mit ihrem Vortrag regte sie zum aktiven Erhalt der Biodiversität an und stellte die Wertigkeit der Wildkräuter für Mensch und Tier in den Vordergrund.
Melina Ebert, Ernährungswissenschaftlerin vom Fachzentrum Ernährung Rheinland-Pfalz nahm die Teilnehmenden mit auf eine kulinarische Reise über das heimische Superfood. Die Brennnessel lässt, mit einem 6x höheren Vitamin C – Gehalt, den Spinat weit zurück. Auch der Löwenzahn oder das Gänseblümchen glänzen mit weitaus mehr Vitaminen und Nährstoffen als der herkömmliche Kopfsalat. Neben den Informationen zu den einzelnen Wildkräutern gab es unmittelbar im Anschluss tolle Vorschläge und Rezepte, wie man das unterschätzte „Superfood“ in die eigene Ernährung integrieren kann.
Ergänzt wurde das interessante Programm durch Best Practice Beispiele von Ingrid Meyers, LandFrauen Üttfeld, die tolle Pflanzaktionen in und mit der Verbandsgemeinde Arzfeld umgesetzt haben, so beispielsweise die Bepflanzung von Grünflächen entlang des Radweges oder Dorfplätze und Grünanlagen in verschiedenen Orten der Verbandsgemeinde Arzfeld (hier Olmscheid und Plütscheid). Sehr erwähnenswert ist, dass, obwohl das Projekt nun abgeschlossen ist, für das kommende Jahr noch weitere Aktionen mit der Kommune geplant sind. Damit haben die LandFrauen ihr Ziel erreicht und Nachhaltigkeit geschaffen
Auch Violeta Snyders von den LandFrauen Rhein-Hunsrück gab mit viel Leidenschaft tiefe Einblicke in ihre Kräuterwanderungen und Rezepte. Besonders hervorzuheben war die gut besuchte Veranstaltung im Pro-Winzkino. Der Film: „Das Tagebuch einer Biene!“ wurde kulinarisch mit verschiedenen Wildkräutergerichten begleitet um so dazu beigetragen, die Akzeptanz von Wildkräutern zu erhöhen und dazu zu motivieren, zum Schutz des empfindlichen Ökosystems im privaten und im öffentlichen Umfeld beizutragen.
Die Botschaften der Veranstaltungen wurden klar deutlich:
- Gärten und Grünanlagen in Dörfern und Städten mit Wildkräutern und Wildstauden artenreicher, bunter und leckerer gestalten
- Lebensräume für Insekten und Vögel mit Wildkräuterbeeten schaffen
- Lieferung von Zutaten für Küche und Wohlbefinden
Infos zu den Wildkräuter Kursen der Landfrauen finden Sie hier.
Vielfalt erhalten auf öffentlichen Flächen
Wildkräuterkonkress für Kommunalvertreter/innen in der Pfalz
Ort: Aula DLR Rheinpfalz / Breitenweg 71 / 67435 Neustadt a. W.
Zeit: Montag, 17. September 2018 / 9.30 bis 16.00 Uhr
Gemeinsam mit Ökonomierätin llse Wambsganß, Präsidentin des LandFrauenverbandes Pfalz, eröffnete Umweltministerin a.D. Ulrike Höfken den Wildkräuterkongress mit etwa 70 pfälzischen Gemeindevertreterinnen und -vertretern.
Mit dem Kongress richtete sich die LZU gemeinsam mit dem LandFrauenverband Pfalz an Bürgermeister/innen und Ortsvorsteher/innen in der Pfalz. Sie sollen motiviert werden, dem Erhalt von Wildkräutern in ihrem öffentlichen Umfeld Raum zu geben, z.B. durch Wildkräuterbepflanzungen in Grünanlagen.
Denn seit Jahren verschwinden immer mehr artenreiche, naturnahe Flächen mit Wildpflanzen. Doch mit den Wildkräutern verschwindet Lebensgrundlage für Insekten und Vögel. Z.B. ist die Brennnessel Wirtspflanze für 25 Schmetterlingsarten oder Löwenzahn wichtige Nahrungsquelle für Bienen.
Die Folgen sind:
- Auch in Rheinland-Pfalz ein drastischer Artenrückgang: Die Hälfte der Brutvogelarten sowie 65% der Schmetterlinge sind gefährdet.
- Gleichzeitig verlieren wir das Wissen über Wildkräuter als Beitrag zur Ernährung und als Arzneipflanzen.
Z.B. hat die Brennnessel einen sehr hohen Gehalt an Vitamin C und Mineralien wie Eisen. Sie stärkt das Immunsystem, wirkt entgiftend und verdauungsfördernd.
Unsere gemeinsame Botschaft heißt daher:
- Wildkräuter machen Gärten und Grünanlagen artenreich, lecker + bunt
- Flächen mit Wildkräutern bieten Lebensraum für Insekten und Vögel,
- und liefern Zutaten für Küche und Wohlbefinden
Auf dem Kongress konnten sich die kommunalen Entscheidungsträger informieren, Erfahrungen austauschen und erhielten praktische Anleitung in Workshops. Kommunen, die bereits Biotopschutz im öffentlichen Raum umsetzen, stellten ihre Maßnahmen vor. Diskutiert wurden Kosten und Pflege von Wildkräuteranlagen sowie die Akzeptanz in der Bevölkerung.
Der Kongress bildete den Abschluss des Weiterbildungsprojektes Wildkräuter. Das Projekt ist als erfolgreiches Modell gestartet und soll nun im gesamten Land Schule machen. Weitere Regionen in Rheinland-Pfalz haben bereits Interesse gezeigt.